Feldenkrais-Methode

Angela Pfau zu Anwendungsmöglichkeiten, Erfahrungen, Gedanken zur Feldenkrais-Methode unter Feldenkrais – eine intelligente Methode

Die Feldenkrais-Methode in einer Minute erklärt
Unbewusste Bewegungsmuster können zu verschiedenen körperlichen Beschwerden führen. Auch psychisches Befinden beeinträchtigt das körperliche Empfinden und die Beweglichkeit.
Die Feldenkrais-Methode betrachtet diese Bewegungsmuster systemisch, das heißt, jede Bewegung hat körperliche, emotionale, geistige und seelische Anteile, die unser Selbstbild bestimmen. Durch das Erkennen und nachhaltige Verändern Ihrer Bewegungsmuster können Sie viele gesundheitliche Beeinträchtigungen heilen oder lindern, lernen sich selbst zu vertrauen, selbstverantwortlich zu handeln und sich selbst anders zu sehen.

Feldenkrais in Praxi
Sie nehmen dabei mit Hilfe des kinästhetischen Körpersinns und kleinsten, einfachen Bewegungen bewusst wahr, wie Sie sich im Alltag, im Beruf, im Sport oder im Schlaf unbewusst bewegen und verhalten.
Der kinästhetische Körpersinn wird selten thematisiert. Wir gebrauchen ihn eher rudimentär. Daher ist es verständlich, wenn Sie diese Aussagen mit keinerlei Erfahrungen verbinden können.
Durch eigenes Erleben trainieren Sie diesen Körpersinn und integrieren diese Erfahrungen nach und nach in Ihr – im Zentralnervensystem abgespeichertes – Bewegungsprogramm.

Dr. Moshe Feldenkrais
ist der Begründer dieser Methode des Lernens über Bewegungen. Eine eigene Knieverletzung war für den israelischen Physiker u.a. eine Motivation auch die Zusammenhänge von Bewegungen, Emotionen, Wahrnehmung und Denken zu erforschen.
Mehr über sein Leben.
Franz Wurm über Feldenkras´ Leben

Die Methode und ihre Grundlage
Über meist sehr kleine Bewegungen können Sie Ihre Bewegungsgewohnheiten wahrnehmen, entdecken, achten und verändern lernen. Diese Bewegungen führen Sie selbst, eventuell auf Vorschlag des Lehrers, aus. Oder Sie lassen sich durch die achtsamen Hände des Lehrers bewegen.
Diese Bewegungen dienen wirklich nur Ihrer Wahrnehmung und Selbstreflexion. Muskeln werden hier nicht trainiert, sondern Sie können lernen, sie sinnvoll koordiniert mit der dazu nötigen Spannung zu gebrauchen. Grundlage dafür ist die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Bewegungsverhalten um- oder neuzuprogrammieren. Durch Bewusstmachen des unbewusst abgespeicherten Bewegungsverhaltens und Integration der Veränderungen im ZNS. Diese Fähigkeit ist unabhängig vom Alter.
Nicht die Muskeln und ihre Kraft entscheiden, wie ökonomisch Sie sich bewegen, sondern das Gehirn hat die zentrale Steuerfunktion. Sie können mit Hilfe der Feldenkrais-Methode lernen, sich effektiver zu bewegen, befreit von unnötiger Anstrengung.
Unnötige Anstrengung?

Wie entwickeln sich Bewegungsgewohnheiten?
Sie werden vielleicht denken, Anstrengung gehört zum Leben. Dazu prägte Feldenkrais den bekannten Satz: „Wir handeln dem Bild nach, das wir uns von uns machen.“ Das heißt, alle Aktivitäten, die wir mit uns und unserem Körper planen und ausführen, begründen sich auf unsere Erfahrungen, unser Wissen und Vorstellungen.

Im Kreise seiner Kultur entwickelt jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte und sein Selbstbild. Diese Entwicklung beginnt mit der Zeugung und ist ein Prozess während der gesamten Lebenszeit. Kleine Kinder bewegen sich mit Leichtigkeit und Ausdauer. Individuelle Bewegungsgewohnheiten bilden sich während ihrer Entwicklung. Bewegungsstrategien wie das Laufen hat unser Gehirn dann als Automatismus gespeichert. Diese Automatismen oder Gewohnheiten sind überlebenswichtig. Sonst wäre unsere Aufmerksamkeit während des Laufens mit der Koordination des Körpers besetzt (In welche Position bringe ich jetzt meinen Fuß, mein Bein, mein Becken, …?). Statt dessen denken wir über anderes nach und nehmen gar nicht mehr wahr, wie wir laufen. Durch Lebensumstände, Emotionen und unsere Art zu denken können sich diese Gewohnheiten dann unbewusst verändern. Sie können beschwerlicher und anstrengender werden.

Meist nehmen wir dies hin oder nehmen es nicht wahr, bis uns vielleicht selbst bei alltäglichen Bewegungen (Gehen, Stehen, Heben, Tragen usw.) Schmerzen und Bewegungseinschränkungen plagen. In unserer Zivilisation lernen wir schon früh, dass ältere Menschen unbeweglicher sind als Kinder. Jedoch zeigen uns Völker, die auf dem Boden hockend kochen oder ruhen und kilometerweit laufen, dass es auch im Alter möglich ist, beweglich zu sein. Wir werden also nicht unbeweglicher, weil wir altern, sondern wir lernen unbeweglicher zu sein.

BeWEGung als Tor zum Selbst
Nach der Feldenkrais-Methode lernen heißt, mit Hilfe von Bewegungen in sich selbst zu lesen. Lesen wie in einem Buch: wie und wer bin ich? Und einen Dialog mit sich selbst zu führen: wer will ich sein? Es gibt keine Erwartung an den Einzelnen. Und wer seinen kinästhetischen Sinn so verfeinert, kann erkennen, der Gedanke ist Bewegung und die Bewegung ist Gedanke. So können Sie Ihre Vorstellungen von sich selbst bereichern. Und vielleicht neue Entscheidungen treffen – körperlich, geistig und seelisch.
Sie sind frei, Ihr Selbstbild zu gestalten und können die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn Sie die Verantwortung für sich übernehmen, können Sie Ihre Potenziale entdecken und nutzen. So sind Sie auf dem Weg zu sich selbst.

Wen möchte ich ansprechen?
Menschen, die sich besser bewegen wollen, unabhängig vom Alter.
Menschen, die mit ihrem Körper arbeiten: Musiker, Tänzer, Sportler, Zahnärzte, Bäcker, Bauarbeiter… Genau genommen arbeiten alle mehr oder weniger mit ihrem Körper.
Menschen mit physischen Einschränkungen und anderen gesundheitlichen Problemen, die damit anders umgehen möchten.
Menschen auf der Suche nach Schmerzfreiheit, Entspannung, Leichtigkeit und Flexibilität.
Menschen auf der Suche nach Ausdauer und Leistungsfähigkeit.
Menschen auf der Suche nach Halt und Haltung.
Menschen auf der Suche nach ihrer Kreativität
Menschen auf der Suche nach sich Selbst.

Möglichkeiten der Methode
Sie können jede Art von Bewegung mit Hilfe der Feldenkrais-Methode beeinflussen. Das können alltägliche Bewegungen, wie Stehen, Gehen, Laufen, Sitzen, Liegen, Schreiben, Zähneputzen, usw. sein. Weitere Möglichkeiten:

  • Orthopädische Beschwerden mit funktionellen Ursachen lindern oder heilen (Arthrosen, Schmerzen am Rücken, Hüfte, Knie und anderen Gelenken, Muskelschmerzen u.a.)
  • Beweglichkeit und Koordination bei neurologischen Diagnosen (Multiple Sklerose u.a.) verbessern
  • Verbesserung der Beweglichkeit und Haltung bei  rheumatischen Erkrankungen (Morbus Bechterew, Schmerzverstärkungssyndrome u.a.)
  • Koordinationsverbesserung und Optimierung von Bewegungsabläufen im Sport
  • Sportverletzungen und -beschwerden vorbeugen, lindern und heilen;
  • Tai chi, Chi gong ,Yoga usw. leichter ausführen
  • Musikern bei Überlastungsschmerzen Erleichterung ermöglichen
  • Atmung optimieren
  • Stress leichter bewältigen
  • Beschwerden durch Computerarbeit mindern (Augenprobleme, Schmerzen an Nacken, Schultern, Arm u.

Sollten Sie sich in dieser Aufzählung nicht wieder finden, berate ich Sie gern.

Grenzen der Methode
…sind dort, wo durch Lernen oder Bewusstheitsentwicklung nichts veränderbar ist, so bei strukturellen körperlichen Beeinträchtigungen.
Die meisten Grenzen sind in uns selbst, z.B. unbewusstes Festhalten am Krankheitsgewinn. Jeder Mensch entscheidet selbstverantwortlich wo er seine Grenzen akzeptieren oder durch Lernen verändern möchte.